Samstag, 3. Mai 2008

Handwerkszeug: Messer

Nein, Sie müssen nicht glauben, ich sei ein Fetischist, der sich auf Messer kapriziert hat. Nee, viel prosaischer, ich bin Hobby-Buchbinder. Und als solcher benötige ich Messer mit unterschiedlichen Eigenschaften für alle möglichen Zwecke.
Beim Bücher binden oder beim Bücher reparieren müssen ständig Papier, Pappe, Textilien, Leder und sonstiges Material billiger oder edler Provenienz bearbeitet und zugeschnitten werden. Erfahrene Handwerker werden Ihnen bestätigen, dass es nichts schrecklicheres gibt, als stumpfe Werkzeuge.
Jedes meiner Messer (es sind noch nicht alle) hat seine Aufgabe und manches hat auch eine Geschichte.
Nehmen Sie das ‚Mercator-Messer’ rechts: Es ist groß, kräftig, billig, denn es hat nur einen Blechgriff. Dafür ist es weltweit seit den 19hunderter Jahren bekannt als sog. Werkzeugmesser. Es verzeiht alles, ausser Feuchtigkeit, denn es ist, wie die meisten guten Messer, nicht rostfrei. Den Winzling in der Mitte, habe ich immer in der Münztasche meiner Jeans stecken, geschützt durch ein kleines Lederetui - Mann kann ja nie wissen. Das Buchbindermesser mit der Kurzklinge muss ich niemand erläutern, es gibt noch einen Lulatsch im Werkzeugkasten mit 20 cm langer Klinge. BuBi-Messer sind an sich ganz genial, senkrecht mit der Spitze aufgestellt, lässt sich damit hervorragend ritzen; mit der flach aufliegenden Klinge schneiden. Damit Pappe zu schneiden ist allerdings eine Qual, es dauert ewig. Deshalb habe ich mir das No-Name-Messer (aus gutem Hause) mit 18 mm Abbrechklingen gekauft, das liegt hervorragend in der Hand. Das Messer mit der blattförmigen Doppelklinge ist gelegentlich sehr nützlich, es ist ein Radier- oder Retusche-Messer mit Ebenholzgriff aus meiner lange versunkenen Berufswelt. Damit durfte ich als Jungspund in der Agentur Tusche- oder Farbkleckse von den Reinzeichnungen runterschaben oder Layoutsatz abheben. Gelegentlich wurden dafür auch Rasierklingen ausgegeben. Aber die habe ich hier weggelassen. Oben sind dann diverse Skalpelle zu bestaunen. Das alleroberste ist meine neueste Errungenschaft, ein Martor-Boy mit 72er Klinge für 's Lederschärfen nach Roger Green, Wuppertal.
Nicht mit aufgenommen habe ich das Fläschlein mit dem farblosen Wunddesinfektionsmittel, das zusammen mit ein paar hygienisch verpackten Pflasterstreifen ebenfalls in der Schublade mit den Messern und den Ersatzklingen seinen Platz hat. Warum wohl?
Soviel für heute. Nächstes Mal schneiden wir weiter, dann aber mit einer der Scheren!

1 Kommentar:

tulibri hat gesagt…

Eine sehr schöne Messerologie; ich bin gespannt auf den zweiten Teil! Was die Pflaster betrifft, muss ich jedoch sagen, dass ich mich weitaus häufiger am Papier schneide als am Schneidwerkzeug ...