Montag, 14. Januar 2008
Donnerstag, 10. Januar 2008
Buchvital - Kurzbericht von der Wiederbelebung zweier Buchruinen
Mein Freund Hannes hatte schon nicht mehr an die Revitalisierung seiner beiden Buchruinen aus dem 19. Jhr. geglaubt. Hätte er gewusst, dass die beiden Schätzchen schon vor Weihnachten fertig wurden, er hätte sicher darauf bestanden, nicht auf die traditionelle Bescherung warten zu müssen.
Nr. 1, das Handlexikon, stammte ursprünglich aus einer k.u.k-Jungenbildungsanstalt (ca. Anno 1845). Ihm fehlte komplett der Einband, lediglich der Rücken war mit Isolierband angepappst worden. Also: Zerlegen, putzen, neu heften, ableimen etc.; ein neuer Einband, Halbtextil in imperialem Rot mit ‚feinstem’ Wolkenmarmor, musste her. Ein kleines Etikett im Stil der Zeit habe ich hinzugefügt und dabei festgestellt, dass Buchbinderkleister den Laserdruck anlöst. Und so schauten das neue Etikett (+ ich) ziemlich alt aus. Da das Buch auf holzschlifffreiem Bütten gedruckt war und die alte Heftung sich gut entfernen ließ, die altgestochenen Löcher an keiner Stelle ausgerissen waren, habe ich mit starkem Leinenzwirn wieder auf Hanfschnur geheftet. (Früher war manches wirklich besser, ganz besonders das Papier.)
Die zweite, wieder zum Buchleben erweckte Ruine, eine Illustrierte Naturgeschichte aus gleicher Quelle machte viel mehr und subtileren Stress, es war halt ein Buch aus rein industrieller Produktion der Fa. Brockhaus (ca. 1885). Der Lederrücken bestand größtenteils aus Mumienpulver, lediglich ein Teil des Rückenschildes konnte ich retten und später aufkleben. Die Bindung war völlig desolat, die teilweise durch die Rückegaze gedonnerten Heftklammern durch die Leimung schön festgerostet. Also: Zerlegen, Klammern ziehen, säubern und zwischen den alten Klammerlöchern neu auf Band heften. Größere Rissstellen in den Lagen mit Japanstreifen überklebt und so stabilisiert. Mit dem blind-, mehrfarb- und goldgeprägten Titel- und Rückenteil einen neuen Umschlag gefertigt (Pappe gespalten, ‚Scharnier’ auf Schrenzpape mit schwarzem Regent bezogen und eingeleimt, grobe Farbfehler vorsichtig überretuschiert und das Gold mit einem Poliertuch aufgemöbelt. Dann von dem alten, sehr schön gestalteten Vorsatz Farbfotokopien (Laufrichtung!) machen lassen und über den technisch notwendigen Vorsatz aufgeklebt, da ich dem Fotokopierpapier misstraut habe. Auf der 3. Umschlagseite einen Manilafrosch aufgeleimt, der die nicht mehr heftbaren Seiten der letzten Lage aufzunehmen hatte.
Gotcha, Freund Hannes hatte seine (Weihnachts-)Freue.
Beste Vorsätze: No. 1 – Mehr ist mehr
Einer der Merksätze, die mir ein Kreativ-Guru der Agentur mit auf den Weg gab, bei der ich den ehrenwerten Beruf des Werbekaufmanns gelernt habe (i.e. Limmi Limbach, vulgo Bonduell, Siegwerk Farben etc.) war der, dass unsereiner nur beim Besten klauen sollte. Nun, das tue ich hiermit, denn im vergangenen Herbst postete Erik Spiekermann mitten in sein spiekerblog die lustvolle Erkenntnis hinein, [Zitat] … war die letzte Zeit nicht sehr aktiv. Ich war wohl zu ehrgeizig und habe nur nach ‚wertvollen’ Themen gesucht. Damit ist es nun vorbei.” And so do I.
Und dann fand ich in meinem backup (ja, ja, die olle Externe trägt stolz den lyrischen Namen ‚Dataheaven’ und jaulte vor Freude auf, als ich sie startete) diese Karikatur meines ehemaligen Madaus-IT-Kollegen Andreas Oeldemann aus seligen Projektzeiten. Sie passt prima zu meinen gelegentlichen Murr-Attacken - nachdem ich ihr ein wenig typographisches Craquelé verpasst habe.
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